Die im Jahr 1342 vom Landgraf Heinrich von Hessen gegründete Burg Hessenstein blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Schon wenige Jahre nach ihrem Bau wird sie an das Kloster Haina verkauft. Nach der Reformation dient die Burg mehr als 300 Jahre lang als hessischer Amtssitz. Im 19. Jahrhundert wird in den Gemäuern eine Oberförsterei eingerichtet.
Das Aussehen der Burg Hessenstein hat sich im Laufe der älteren Geschichte nur wenig verändert. Das wuchtige Hauptgebäude und der einzeln stehende Torturm sind prägnante Merkmale der Anlage. Am Ende des 18. Jahrhunderts werden die kleinen Türmchen und der Fachwerkaufsatz entfernt. Die kleineren Nebengebäude der Burg erfahren die meisten Änderungen.
8. Jh. | Am Standort der heutigen Burg Hessenstein steht die Silburg als eine der zahlreichen fränkischen Befestigungen entlang der Eder an der Stammesgrenze zu den Sachsen. |
1144 | Die dem Hessenstein benachbarte Keseburg wird erstmals urkundlich erwähnt. Ob die Silburg noch besteht ist fraglich. |
1277 | Die Keseburg wird von Landgraf Heinrich I im Streit mit dem Mainzer Erzbischof vollständig zerstört. |
1342 | 05. April (Freitag nach Ostern): Die Gebrüder Gumprecht und Wydekind von Keseberg und Vögte zu Geismar gestatten Landgraf Heinrich von Hessen den Bau der später Hessenstein genannten Burg. |
1344 | Der Erzbischof von Mainz beklagt sich über den Burgbau und fasst diesen als Bedrohung auf. |
1345 | Der Mainzer Erzbischof verlangt den Abriss der Burg, da diese auf Eigentum des Klosters Haina gebaut sei. |
1347 | Auch die nördlichen Nachbarn, die Edelherren Heinemann und Adolf von Itter, beklagen sich über den zu nahen Burgneubau. Der Landgraf gewährt eine Entschädigung in Form von 150 Bauhelfern für den Bau einer Burg bei Eimelrod, die aber nie gebaut wird. |
1348 | Der Hessenstein wird von Landgraf Heinrich und seinem Sohn Otto für 1882 Pfund Heller (Rückkaufswert) an das Kloster Haina verkauft. Die Landgrafen versprechen die Mönche und die Burg wie eigene Leute zu schützen. Weiterhin gewähren Heinrich und Otto jährlich 50 Mark Baugeld. |
1357 | Mainz und Hessen besetzten gewaltsam die Herrschaft Itter und schlagen den Hessenstein der Herrschaft Itter zu. |
1359 | 04. April: Auf dem Hessenstein beurkunden alte und weise Männer aus den umliegenden Dörfern, Rechte des Klosters Haina unter anderen auch am Hessenstein. |
1480 | Im Westflügel finden Umbauarbeiten statt, die von Bauarbeitern ausgeführt werden, die auch am Umbau des Marburger Schlosses mitgewirkt haben. Die Bauleitung auf Hessenstein hat wahrscheinlich Werkmeister Heinrich von Wetter unter Anleitung von Baumeister Jakob von Ettlingen. |
1486 | Der Hessensteiner Bezirk gehört immer noch zur Herrschaft Itter. |
1527 | Im Rahmen der Reformation wird das Kloster Haina säkularisiert. Der Hessenstein wird unter Landgraf Philipp wieder hessische Burg. |
1541 | Hessenstein wird als eigenständiges Amt von der Herrschaft Itter abgetrennt und ist kleinstes hessisches Amt. |
1555 | Landgräfliche Rentmeister führen die Verwaltung des Amtes Hessenstein. |
1605 | Älteste Darstellung der Burg Hessenstein von Wilhelm Dillich. Das Bild zeigt eine schöne Burg mit Fachwerkaufsatz und zierlichen Erkertürmchen. |
1635 | Der amtierende Rentmeister fordert vom Dorf Viermünden und von der Stadt Frankenberg 10 Schützen zur Verteidigung der Burg, da Frankenau schon von 100 Reitern angegriffen wurde. Ob der Angriff abgewehrt wurde ist nicht mehr bekannt. |
1642 | Im Mai erobern kurbayrische Soldaten gewaltsam den Hessenstein und rauben sämtliches Vieh und alles Mobiliar. |
1680 | Der Hessenstein ist immer noch ärmlich ausgestattet. Der Rentmeister schreibt: „Im übrigen sind keine Tische, Stühle oder Bänke, … ohne die zwei Bänke in der Amtsstube und zwei Bänke im kleinen Stübchen, so angenagelt.“ |
1755 | Baumeister Möller beklagt: „Dieses Amtshaus ist eines der schlechtesten und mangelhaftesten im Lande“. Und weiter: „In der Schlafkammer an dem Gang der Stuben sind die Dielen ganz löcherig und ausgetreten, und von den Mäusen so unterminiert, dass man nichts darinnen zu behalten noch etwas hinein stellen kann…“ |
1789 | Landbaumeister Möller stellt der „hochfürstlichen Oberrentkammer untertänig anheim, ob es nicht besser und geraten sei, wann von diesem Bau gänzlich abgegangen und ein neuer stattdessen an der Eder … durfte angelegt werden, wo ein solches Gebäude wenigstens den Winden nicht so ausgesetzt ist.“ Der hessensteiner Rentmeister Blum wohnt in Frankenberg. Sein alter Vorgänger Vietor hält es noch auf der Burg aus. |
1790 | Es kommt zu einer gründlichen Renovierung. Jetzt verliert die Burg Fachwerkaufsatz und Türmchen. Hessenstein erhält weitgehend das Äußere wie es bis 1967 erhalten blieb. |
1890 | Zum Ende des 19. Jahrhunderts wird Hessenstein Sitz eines Oberförsters und eines Revierförsters. |
1922 | Auf Burg Hessenstein wird die erste hessische Jugendherberge eingerichtet. Die Betreuung übernimmt der dort dienstansässige Revierförster. |